"Mentoring Future" heißt das Programm der Hochschule Offenburg, das Studentinnen gezielt beim Einstieg in das Berufsleben unterstützt. Bei der diesjährigen Kickoff-Veranstaltung Anfang November 2025 trafen die 13 neuen Mentees erstmals auf ihre Mentorinnen. Zwei dieser Mentorinnen waren 2020 selbst noch Mentees und haben inzwischen eine beeindruckende Karriere hingelegt. Alice Emmler leitet heute ein Team von 20 Mitarbeitenden im Marketing bei Printus, Jaline Westrich sammelte Erfahrungen bei PBC und Burda und ist mittlerweile Projektleiterin bei Mercedes Benz.
Unterstützung beim Berufseinstieg
Profitiert haben beide dabei vom Mentoring-Programm der Hochschule: Das einjährige Programm macht die Fallstricke beim Berufseinstieg sichtbar und hilft, sie erfolgreich zu umgehen. Es setzt sich aus zwei Phasen zusammen: Im ersten Semester finden vier Vortragsveranstaltungen zu Fragen rund um Führung, aber auch Gründung und Karrierewege statt. Sie verdeutlichen, welchen Herausforderungen Frauen im Berufsleben auch heute noch begegnen. Eine zentrale Rolle spielen zudem die persönlichen Treffen zwischen Mentorinnen und Mentees. Nachdem sie sich beim Kickoff erstmals kennenlernen konnten, erhalten die Studentinnen in den folgenden Monaten nun die Möglichkeit, ihre jeweilige Mentorin am Arbeitsplatz zu besuchen und direkte Einblicke in deren Arbeitsalltag zu gewinnen.
Der zweite Teil des Programms, der im kommenden Sommersemester startet, stellt die persönlichen Kompetenzen der Mentees in den Mittelpunkt. Sie können an verschiedenen Seminaren zu Themen wie Verhandlungsführung, Kreativität oder emotionaler Intelligenz teilnehmen. Zum Abschluss entwickeln sie einen persönlichen Karriereplan, den sie in einer finalen Veranstaltung präsentieren.
Kickoff-Veranstaltung benennt bestehende Gender Gaps
Bernadette Dambacher, ausgewiesene Expertin für Gendergerechtigkeit, gab in ihrem Vortrag bei der Kickoff-Veranstaltung einen eindrücklichen Überblick über die ungleiche Verteilung von Machtpositionen in unserer Gesellschaft. So liegt der Anteil weiblicher Vorstandsvorsitzender in DAX-Unternehmen derzeit bei nur 2,5 Prozent – ein Beispiel dafür, dass Frauen in Führungspositionen umso seltener werden, je höher die Ebene ist. Auch die Einkommensunterschiede sind weiterhin gravierend: Ein Mann verdient im Durchschnitt 1,5 Millionen Euro im Lauf seines Lebens, eine Frau rund 45 Prozent weniger. Diese Schere setzt sich im Alterseinkommen fort: Männer beziehen laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 25.407 Euro brutto pro Jahr an Rente, Frauen hingegen nur 17.814 Euro.
Dambacher benannte politische und gesellschaftliche Stellschrauben, um diese Situation zu ändern. Ein Beispiel ist die Elternzeitregelung: Das heutige Modell begünstige, dass Frauen längere berufliche Pausen einlegen, während viele Männer lediglich die zwei Partnermonate nutzen. "Die Verteilung 12 zu 2 Monaten ist für Frauen fatal", so Dambacher. "Je besser Frauen qualifiziert sind, desto größer wird nach der Familienpause der Gender Pay Gap." Eine echte Veränderung sei erst zu erwarten, wenn Männer ebenso selbstverständlich längere Zeit in Elternzeit gehen.
Um Strukturen in Unternehmen nachhaltig zu verändern, müsse der Frauenanteil in Führungspositionen mindestens 30 Prozent betragen – erst dann setze ein spürbarer Kulturwandel ein, so Dambacher weiter. Doch bis dahin sollten sich Frauen nicht anpassen, indem sie männliches Führungsverhalten "wegzulächeln" versuchen. Oder wie eine erfahrene Mentorin es zugespitzt ausdrückte: "Wenn Sie nett zu Männern sein wollen, dann gehen Sie zu Tinder."